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eCommerce Open Source

Ersetzt Shopware Magento im Small Business Bereich?

Magento war die letzten 4 Jahre das dominierende Shopsystem. Im europäischen Raum, und insbesondere in Deutschland, haben sich viele kleinere Agenturen auf Magento und TYPO3 spezialisiert. Deren Lösungen bestehen oft aus beiden Produkten und bieten den Kunden eine breite, ausgereifte Funktionalität zu vergleichsweise günstigen Kosten.


(Lesedauer 4 Minuten)

Immer mehr Agenturen wechseln zu Shopware

Was ich in den letzten Monaten aus Gesprächen mit Inhabern von kleineren Agenturen gelernt habe: Immer mehr dieser Agenturen kehren Magento den Rücken und arbeiten mit Shopware. Einerseits ist Magento für diese in der Regel kleineren Teams aufwändiger zu integrieren und unterhalten, was zu einem großen Teil an Magento selbst liegt. Andererseits kann Shopware mit sehr viel weniger Effort aufgesetzt werden, was zu günstigeren Preisen für die Merchants führt.

Kosten als wichtiger Faktor für KMU

Die Kosten waren und sind noch immer ein wichtiger Faktor im KMU-Markt. Während Großfirmen Ihre Budgets meist im Rahmen einer Investitionsrechnung auf den zu erwartenden Return festlegen, hängt ein Budget bei kleineren Kunden meist von einer Vielzahl von Dingen ab: Vergleiche mit Investitionen in ähnlichen Bereichen, wobei ähnlich auch schon mal ein interner „Mailserver“ sein kann, das aktuelle Bauchgefühl des Finanzverantwortlichen, natürlich auch eine Investitionsrechnung, aber schlicht und einfach auch die Aussage des Patenkinds eines Vorstandes, ja genau, das ist dasselbe Patenkind, das auch die Corporate Website in 4 Sprachen für 8 Länder in 2 Tagen in WordPress umsetzen kann.

Enterprise! Enterprise!

Magento drängte in den letzten Jahren stark in den Enterprise Sektor vor. Und was viele anfangs nicht unbedingt dachten, es hat auch funktioniert. Wir bei AOE gewinnen regelmäßig große eCommerce Plattform Projekte mit Magento Enterprise. Die Konkurrenten zu Magento sind dabei die ganz klassischen Enterprise eCommerce Lösungen wie Hybris, Websphere, Demandware, etc. Die Akzeptanz bei großen Unternehmen für Magento war noch nie höher. Das ist hauptsächlich so, weil viele Anforderungen im Vergleich mit den Konkurrenten viel eleganter und einfacher lösbar sind. Es ist aber auch ein entscheidender Faktor, dass Magento hinsichtlich Lizenzen günstiger ist.

Vergessen wo man herkommt

Bei dieser Positionierung Richtung Enterprise in den letzten Jahren wurde seitens Magento bisweilen ein wenig vergessen, dass man seine Wurzeln sehr wohl im KMU-Sektor hat. Er hat den raketenartigen Aufstieg von Magento erst ermöglicht. Es waren die großen KMU, die zuerst die Enterprise Edition gekauft haben und es waren die vielen tausend kleinen Händler, die mithalfen viel Innovation ins Produkt zu bringen. Dass man sich dann kommerziell und kommunikativ so auf Enterprise eingeschossen hat, hat den Nährboden für andere Lösungen wie Oxid oder eben Shopware erst ermöglicht. Das mag nicht für die USA gelten, wohl aber für DACH. Mittlerweile gibt es von Magento wieder Initiativen, welche sich dem KMU-Sektor widmen. Zum Beispiel der ganze SMB Bereich mit Blog.

KMU, who cares?

Nun könnte einem das aus Sicht von Magento ja alles ziemlich egal sein. Es gäbe in Sachen Lizenzumsatz eh nicht sonderlich viel zu holen im KMU-Bereich und ja das mag wohl stimmen. Diese Betrachtung greift aber viel zu kurz. Denn es ist genau diese große Basis von kleinen Kunden, welche Innovation ins Produkt bringt. Und ein Kunde, das habe ich schon oft erlebt, der vielleicht klein anfängt, wächst schnell und entwickelt sich so später zum ausgewachsenen Enterprise Mandat.

Große Basis an Kunden ist Produkt-Treiber No.1

Ganz generell ist eine große Kundenbasis ein Garant für mehr Innovation im Produkt. Vorausgesetzt natürlich, dass man den Kunden zuhört und auf sie hört. Varien hatte das in exzellentem Mass gemacht, Magento Inc. ist diesen Weg auf kleinerer Flamme weitergegangen, eBay bemüht sich immerhin noch.

Man sieht gerade bei den großen Enterprise Anbietern, wie schwierig solche Prozesse sind. Ohne große Kundenbasis entstehen meist Featuresets die überkonzipiert sind. Oder aber wichtige kleine Funktionalität fehlt. In Ausschreibungen gewinnt man unter anderem genau auch mit solchen Kleinigkeiten gegen Hybris und Co.

Shopware

Ich mag Shopware die Erfolge gönnen. Ich denke, sie machen einen wirklich guten Job. Und es ist da ja auch beileibe genug Platz für ein Nebeneinander. Dass der Shopware Community Day über 1500 Besucher hatte und von manchen Teilnehmern zu einer Art Erweckungserlebnis hochstilisiert wurde, zeigt, da ist etwas Großes im Gange. Auch gerade in Bezug auf Vermarktung. Zuweilen wird da das Bild des totalen Heilsbringers gezeichnet (Stichwort: „Emotional Shopping on any device“). Im Enterprise Umfeld konnte Shopware jedoch bislang die Erwartungen nicht erfüllen.

Von einigen Kunden (und Agenturen) höre ich immer wieder, das typische internationale Projekte (viele Sprachen, viele Länderausprägungen, Sortimentsüberschneidungen) nicht wirklich gut realisierbar seien. Andere bestreiten dies vehement! Ich denke aber, gerade weil Magento eben gute Konzepte und Lösungen für solche Anforderungen bereithält, konnte es erst in den Enterprise Bereich aufsteigen. Vielleicht ist es aber auch genau diese Schwäche, die Shopware davon abhält, den Bezug zur Basis zu verlieren. Wir werden es sehen.

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