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Warum Sie früher oder später alle ein Auto mit elektrischem Antrieb fahren werden.

Die Debatte rund um Elektroautos heizt sich gerade stark auf. Eine regelrechte Front baut sich gegen die neue Technologie auf. Hunderte Argumente und Meinungen werden ins Feld geführt, warum doch das Elektroauto abzulehnen sei. Ich werte das als ein enorm gutes Zeichen für die Elektromobilität: Das Thema erreicht immer mehr Menschen, also wird auch die Adaptionsrate weltweit zulegen. Dass bei grundlegenden Technologiewechseln das Getöse rund um den Wechsel groß ist, das ist nichts neues.

(Lesedauer 5 Minuten)

Das Elektroauto ist des Teufels

Und was da tagtäglich in den sozialen Medien herbeigeredet wird, was alles ein Problem bei Elektroautos wäre… Der böse Wasserverbrauch beim Gewinnen von Lithium (nebenbei, die seltene Erde Lithium (sic!) wird von ganz armen schon stark geschädigten Kindern abgebaut (sic!)), der Strom, der doch nur aus der Steckdose komme, die wahnsinnig hohen, nicht massen-tauglichen Anschaffungskosten, die Akkus die nur 100k Kilometer halten. Da ist alles dabei.

Ich kann Ihnen als jemand der sich mit diesen Themen eingehend beschäftigt hat, versichern, diese Meinungen sind schlicht und einfach Quatsch. Als tagtäglicher Elektroautofahrer muss ich die Kritiker leider enttäuschen. Denn der Umstieg auf ein Elektroauto hat bei mir zu Kosteneinsparungen und erheblichen Vereinfachungen geführt. Und ja, ich fahre diese Dinger beruflich quer durchs ganze Land und privat quer durch Europa. Ob saukalt oder enorm heiß – bis jetzt hatte ich schlicht und einfach keinerlei Probleme. Zumindest bei Tesla ist das so.

Kollegen fragen mich oft, was man denn jenem antworten soll, der zum x-ten Mal denselben Quatsch behauptet oder fragt. Meine Antwort ist jeweils dieselbe: Bestätige ihn doch einfach. Lass ihn reden. Who cares?

Das mag auf den ersten Blick verwirren. Aber es ist schlicht und einfach egal. Denn die Adoption der Elektromobilität wird nie und nimmer wegen Umweltschutzargumenten stattfinden. Ich bin auch komplett dagegen, dass wir versuchen, den Menschen eine andere Lebensweise aufzudrängen. Es soll nur bitteschön jeder den Anteil der Kosten, die er verursacht – auch Umweltkosten – tragen müssen. Leider ist das heute nicht ansatzweise so.

It’s the economics, stupid

Nein. Elektroautos werden sich durchsetzen, weil sie unschlagbar günstig sein werden. Das ist, und ich werde es nicht leid zu wiederholen, bereits heute in gewissen Segmenten der Fall. Sie können jedes Modell von Tesla gegenüber einen vergleichbaren Verbrenner (soweit das geht) stellen und sie werden rasch merken, dass die Gesamtkosten über die Nutzungsdauer bei Tesla erheblich tiefer sind. Das heißt natürlich nicht, dass heute ein Elektroauto die günstigste Option ist, wenn Sie irgendeinen fahrbaren Untersatz mit vier Rädern haben wollen. Aber alle Daten deuten darauf hin, dass dies schon relativ bald – quer durch alle Segmente – der Fall sein wird. Folgendermaßen:

Cost Grind-Down

Wenn z. Bsp. VW für 2022 ankündet ein Auto für unter EUR 20‘000 zu liefern, klingt das aus heutiger Sicht erstmal toll. Aber ist es das im Jahr 2022 auch?

Ich habe ein wenig nachgerechnet und viele verschiedene Quellen zu historischen Akkupreisen auf Zell- und Pack-Level verglichen und versucht eine Kostensenkungskurve zu zeichnen. Was wir dabei sehen können ist, dass sich die Kostenreduktion beschleunigte. Das ist insofern logisch, als dass Lithium-Ionen Akkus in immer größerer Stückzahl hergestellt werden. Auf Kostenseite profitieren die Hersteller also von den Skaleneffekten. Mit diesem Hintergrund erscheint es auch völlig logisch, warum Tesla mit der Gigafactory in den USA derart massiv investiert.

Zum anderen werden wir auch einen Trend zu gleichbleibenden oder kleineren Akkupaketen sehen. Das ist dem Umstand geschuldet, dass auf Verbrauchsseite weitere, große Verbesserungen möglich sind. Tesla macht das mit dem Model 3 auf besonders elegante Weise vor. Die nutzen im Elektromotor ein Hallbach-Array und erhöhen so die Effizienz des Motors erheblich. Im Vergleich zum Verbrenner hat der Elektromotor im Automobilbau ausserdem erst vergleichbar wenige Innovationsiterationen hinter sich. Das Potential für die Zukunft ist also schlicht noch gewaltig.

Ist ein Elektroauto unter EUR 20‘000 im Jahr 2022 preislich gut?

Die Frage kann ganz einfach mit „Nein“ beantwortet werden. Um das zu eruieren, habe ich eine simple Rechnung aufgestellt. Ich habe den aktuellen Diesel Golf Kosten-Break-Down auseinander dividiert und die reinen Materialkosten für den Verbrennungsmotor durch die projizierten Batteriekosten ersetzt. Die Rechnung ist dahingehend tendenziell falsch, als dass die Kostenreduktionen sich auch auf den eigentlichen Produktionsaufwand  niederschlagen. Das bedeutet, dass die Kostensenkungen eigentlich noch höher ausfallen müssten.

Dabei habe ich zudem die Annahme getroffen, dass sich die Batteriekosten weiter reduzieren, wie wir das in den letzten 15 Jahren beobachten konnten. Auf die Einrechnung einer weiteren Beschleunigung der Kostenreduktion habe ich, obwohl ich davon ausgehe, dass sie stattfinden wird, verzichtet.

Was dabei herauskommt, ist dann folgendes Resultat:

Im Jahr 2022 darf ein Elektro-Golf mit 38 kWh Batterie maximal EUR 16‘470, einer mit 50 kWh Batterie maximal EUR 17‘590 und einer mit 100 kWh Batterie maximal EUR 23‘750 kosten. Bedingt durch den Minderverbrauch sollten diese Autos zwischen 500 und 1‘000 Kilometer Reichweite haben.

Zu hohe Kosten oder zu hohe Marge

Dass Tesla der Kostenführer ist, gilt in der Industrie als unbestritten. Die Bruttomargen auf den verkauften Fahrzeugen sind im Branchenschnitt enorm hoch. Warum also VW z. Bsp. diese relativ hohen Preise für die Zukunft ansagt, kann zwei Gründe haben: Entweder sie können ein Kosten-Level wie jenes von Tesla nicht erreichen oder sie wollen die Chance beim Schopf packen und die Bruttomargen auf den Fahrzeugen erhöhen. Oder aber auch beides zusammen.

Elektro-Autos mittelfristig auch in der Anschaffung um Längen günstiger

Folgt man dieser Kosten-Kurve, werden im Jahr 2025 Elektroautos, auch diejenigen in der Tiefpreisklasse, günstiger als Verbrenner sein. Es wird dann schlicht keinen rationalen Grund mehr geben, ein Auto mit Verbrennungsmotor zu kaufen. Die Umstellung auf den effizienteren Elektroantrieb wird daher schneller vorwärts gehen, als wir uns das heute bewusst sind.

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10 Antworten auf „Warum Sie früher oder später alle ein Auto mit elektrischem Antrieb fahren werden.“

Alain, ich finde Sie machen eine Milchmädchenrechnung:

1) Sie treffen Annahmen ohne diese zu begründen
2) Sie argumentieren mit Berechnungen, die Sie nicht veröffentlichen.
3) Es ist mir auch nicht klar, wo Sie die ganzen Kostenstrukturen für Verbrennungsmotoren her haben. Quelle?
4) Als einzige Zielgröße „Preis“ zu verwenden ist zu kurz gedacht. Was ist bspw. mit Ressourcen-Verfügbarkeit? Leistungsdichte? Integration in das Gesamtfahrzeug-Konzept?
4) Sie lassen viele Aspekte unter den Tisch fallen, bspw. dass es nicht „den einen“ Verbrennungsmotor, sondern eine fast nicht erfassbare Variantenvielfalt, bei der jede Variante für eine spezifisches Nutzungsszenario Ihre ganz bestimmten Stärken und Schwächen hat

Sprechen Sie bitte den sog. „Experten“ nicht Ihre Kompetenz ab, denn Sie sind in diesem Falle leider auch keiner.

Danke Alain.

Sie haben alles auch diesmal wieder auf den Punkt gebracht.

Man soll sich nicht auf die Experten verlassen, es sind eh meist keine echten. Also, leisten Sie sich eine Fahrt mit einem E-Auto (z.B. Tesla) und bilden Sie sich eine eignen Meinung (www.rent-tesla.ch). Dann werden Sie zum richtigen Experten.

Ich fahre persönlich (noch) kein E-Auto, habe aber die Möglichkeit häufig einen Tesla Model S oder X eines guten Freundes zu fahren und bin davon vollends überzeugt. Tesla ist nicht eben nicht „nur“ ein E-Auto, Tesla ist ein Konzept. Ohne dieses grossartige SuC Netz bei dem Autos bis 2017 gratis und sehr schnell aufgeladen werden können wäre die E-Automobilität noch lange nicht was sie heute ist und die grossen Autohersteller würden noch schlafen.

Und noch etwas. Nicht der Kunde bestimmt wohin die Reise geht. Auch diesmal werden es am Ende die Hersteller sein, Experten – Weissagungen hin oder her.

Danke Alain, weiter so!

Nach meiner Meinung macht ein elektrisches Fahrzeug nur dann Sinn wenn es seinen Strom zumindest grösstenteils, umweltfreundlich, selbst erzeugt. Mir schwebt da z.b.ein Plugin Hybrid vor, der einen kleineren Batteriepuffer hat, der übers das Netz vorgeladen und während der Fahrt durch Rekuperation und Brennstoffzelle immer wieder nachgeladen wird.

Wo kommt eigentlich der ganze Strom her?
Atomkraft – nein, danke!
Kohlekraftwerke – sollen demnächst abgeschaltet werden!
In der benötigten Menge durch erneuerbare Energie? Ich bin mir nicht ganz sicher, dass Deutschland schon so viel erneuerbare Energie erzeugen kann?
Und ja, Ich würde mir sicherlich auch gerne ein Elektroauto kaufen, aber leider ist mir ein Tesla etwas zu teuer und „günstige“ Modele, wie der ZOE sehen, sagen wir es mal positiv, meisten optisch unattraktiv aus.

„Es wird dann schlicht keinen rationalen Grund mehr geben ein Auto mit Verbrennungsmotor zu kaufen.“

Doch, drei Gründe (zugegebenermaßen im Alltag kaum relevant):

– Fahrzeuge von Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben sollten auch bei einem Ausfall der elektrischen Energieversorgung durchgehend funktionieren.

– Expeditionsfahrzeuge Defender/G-Klasse/Unimog/MAN Kat und Co mit denen man nach §amArschderWelt reisen will wo es nicht einmal sauberes Wasser gibt, werden noch ein paar Jahrzehnte mit Dinosauriern betankt werden.

– Geländefahrzeuge wie mein Suzuki Samurai wiegen leer rund 1,2 Tonnen und sind die einzige Möglichkeit an jede Stelle in meinem Revier zu kommen. Wenn die Energie für den Elektromotor dann nach wie vor in Akkus statt in Wasserstofftanks gespeichert würde, wäre die Karre zu schwer oder würde keinen ganzen Arbeitstag durchhalten.

In Mario Herger´s Buch „Der letzte Führerschein-Neuling“ wird auch dieser Aspekt im Gesamt-Szenario sehr schön und sehr ausführlich beleuchtet!
Alan der Beitrag ist ebenfalls sehr gut und lesenswert!

@Alain: wunderbar, weil genau: lasst die Kritiker predigen. Die Kostensenkungskurven & Konsequenzen werden noch wesentlich krasser sein.

Trolls sterben nie aus… Schön, dass schon wieder jemand in die Falle getappt ist und sich selbst auch noch demontiert.
„Ein neuer Gedanke wird zuerst verlacht, dann bekämpft, bis er nach längerer Zeit als selbstverständlich gilt“ Arthur Schopenhauer

Alain, meine volle Zustimmung! Ich selbst fahre einen BMW i3. Selbst dieser kleine Wagen erfüllt alle Kriterien eines unschlagbaren Stadtautos. Wir fahren damit sogar in die Berge zum Skifahren. Völlig richtig ist, dass wir uns von der reinen „Umweltargumentation“ trennen sollten. > Zu Ulli. Leider können wir uns auf sogenannte „Experten-Meinungen“ nicht mehr verlassen. Diese Gruppen berichten leider immer öfter als Lobby-Vertreter. Am besten: Testfahrt machen, begeistert sein und Kosten rechnen. Its not Change but Disruption

Tja, nur weil Sie ein E-Auto fahren und sich sicherlich vorher gut informiert haben, wischen Sie also die Einwände von ausgewiesenen Experten miz“alles Quatsch“ mal eben so vom Tisch.
Interessant. Scheinbar fahren Sie einen Tesla, der ja nun neben angeblich größeren Qualitätsmängeln auch noch eine riesige Reichweite haben soll.
Behaupten Sie mal ruhig weiter ebenso einseitig und ohne wirkliche Fakten. FCEVs kommen in Ihrer Argumentation garnicht vor. Sehr merkwürdig. Und Sie haben sich wirklich intensiv mit dem Thema beschäftigt? Merkwürdig, Ihr Artikel klingt wie ein PR-Artikel für Tesla.
Wenn ich mit wirklichen Experten rede, die sich vor allem mit und bei Tesla auskennen, dann klingt das alles etwas anders. Ich sag nur: dummes Zeug, was Sie da schreiben!

FCEVs sind dem Elektroauto schon vom technischen Ansatz her unterlegen: schlechtere Energieeffizienz, unnötig kompliziert und im Grunde genommen eh nur ein Elektroauto. Diese Autos haben im PKW-Sektor keine Zukunft und sind deshalb aus gutem Grund zu vernachlässigen.

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