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Dear Banks, it’s so over.

Die Diskussionen darüber ob Banken eine Zukunft haben oder nicht, reißen nicht ab. Lange hielt ich mich zurück, wollte mich nicht festlegen. Je länger ich aber die Entwicklung im Fintech Bereich verfolge, desto je mehr komme ich zum Schluss, dass es für die traditionellen großen Banken ganz schwierig werden wird.

(Lesedauer: 4 Minuten)

Warum sollen große Banken keine Zukunft haben?

Ich sehe drei Gründe die mich schlussendlich überzeugen:

1. Die Banken haben es verbockt

Die Probleme, welche die Bankenbranche der Wirtschaft und der Gesellschaft in den letzten Jahren gebracht haben, sind vielfältig. Die Skandale, die verschwindende Service-Orientierung und die zahlreichen Fälle von Missmanagement haben in der Gesellschaft Spuren hinterlassen. Banken, und damit leider auch zu Unrecht deren rechtschaffene Mitarbeiter, haben massiv an Reputation verloren. Die Glaubwürdigkeit von Banken ist mittlerweile tief. Schön auf den Punkt bringt das z. Beispiel dieser Spruch:

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2. Der Stellenwert des Geldes hat sich fundamental verändert

Ich behaupte, wir werden nie wieder auf ein Zinsniveau der 70er Jahre kommen. Dies hat meiner Meinung nach damit zu tun, dass Kapital in viel grösserem Masse verfügbar ist. Wer heute einen Kredit möchte, sprichwörtlich egal für was, wird den auch bekommen.

Durch die Kreditwirtschaft (lese auch Finanzwirtschaft) wurde Besitz und Eigentum derart fundamental voneinander entkoppelt, dass fast alle auf alles Zugriff und daraus Nutzen haben. Die heutige kreditfinanzierte Besitzstruktur wäre zu Kreditkonditionen wie vor 40 Jahren gar nicht finanzierbar. Ergo müssen die Zinsen runter. Und Geld gedruckt werden. Damit wird dem grundlegenden Geschäftsmodell traditioneller Banken langsam das Fundament entzogen.

3. Fintech: Decoupling der Bank in Banking Services

Am schwersten aber, wiegt das dritte Argument und es ist letztlich auch das, welches für mich den Ausschlag gab: Mit dem Einzug von immer mehr Technologie im Banking-Bereich entsteht eine Sezierung des typischen Bank-Businessmodells. Was wir im Fintech Bereich sehen ist, dass die unterschiedlichen Banking-Dienstleistungen nun von untereinander unabhängigen Firmen erbracht werden.

Als Executive einer Großbank muss das bisweilen frustrierend sein: Links und rechts entstehen einzelne Services, die Teilbereiche des eigenen Business besser lösen. Was früher Synergien schaffte, das Bündeln von Kapital und Administration, wird heute durch Technologie fast ganz substituiert. Niemand würde heute eine Full-Service Retail Bank bauen, um Finanzdienstleistungen zu erbringen.

Für die Gesellschaft und damit die Wirtschaft ist das eine gute Entwicklung. Denken wir nur zurück an die Finanzkrise, in der die „Systemrelevanz“ der Banken ein großes Thema war. Eine große Bank ist für eine Gesellschaft sozusagen ein Wirtschaftsrisiko. Ergo ist eine Aufteilung der Geschäftsbereiche auf verschiedene unabhängige Player ein Schritt in die richtige Richtung.

Ansätze des Decouplings: Fintech Startups

Ein paar Beispiele gefällig? Kennen Sie doch alle schon: Die folgenden Services sind günstiger, schneller und besser zu nutzen, als alles was die großen Banken anbieten.

TransferWise
Mit TransferWise ist können Fremdwährungsgeschäfte schnell, günstig und einfach abgewickelt werden. Das Konzept ist simpel: TransferWire matched einfach die verschiedenen Anfragen gegeneinander und nimmt einen Schuldwechsel vor. Wenn man also z. Bsp. 1000 EUR in USD wechseln möchte, sucht TransferWire, sehr vereinfacht gesagt, unter seinen Usern jemanden anderes, der die umgekehrte Transaktion vornehmen möchte. Und tauscht.

LendingClub
LendingClub ist der Marktführer im Crowdlending Bereich. In Europa gibt es recht viele ganz ähnliche Service. Das Konzept ist einfach: Als Kreditnehmer kann man seinen Wunschbetrag ausschreiben, Kreditgeber können Anteile des Kredites sprechen. Das ist simpel und effizient und schafft relativ hohe Renditen bei relativ kleinen Zinssätzen für die Kreditnehmer.

Number26
Number26 ist sicher auch kein unbekannter: Europas Online-Girokonto. Das Eröffnen eines Kontos ist supereasy, der Support gut, Gebühren gibt es keine und seit ein paar Wochen gibt es auch einen Dispokredit. So sollte Girokonto 2016 aus Verbrauchersicht sein.

Robinhood
Robinhood ermöglicht das Handeln von Wertpapieren über eine App. Die Trades sind kostenlos und die App ist wirklich gut gemacht. Leider ist Robinhood im Moment nur in den US nutzbar, die internationale Verbreitung wird im Moment aber vorangetrieben und wir werden Robinhood wohl bald auch in Europa haben. Und so verdienen die Geld.

Swanest
Swanest ist ein Online Broker, der eine Portfolio Einschätzung für private liefert. Das Tool ist super-einfach zu nutzen und liefert Informationen über die Zusammenstellung der Portfolios je nach Risiko-Aversion.

Die Liste der Fintech-Start-Ups ist schier unendlich. Natürlich werden es nicht alle schaffen und natürlich steckt vieles in den Kinderschuhen. Und ja, die Banken sind nicht morgen tot. Und die Regulierung ist auch noch. Und, und, und.

Aber machen wir uns nichts vor. Was dem Kunden längerfristig nutzt und gefällt, wird sich durchsetzen. Banking wird es brauchen. Banken, wie wir sie heute kennen nicht. Sorry.

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5 Antworten auf „Dear Banks, it’s so over.“

…. nicht zu vergessen:

Der wachsende Einfluß kryptischer Wärungen wird ebenfalls seinen Beitrag zum Verschwinden „traditioneller“ Banken leisten. Allein die Nachfrage nach Bitcoins und deren Kursanstieg in den letzten 24 Monaten zeigt, welches Potential in dieser noch sehr jungen Branche schlummert.

[…] Sie minimiert das Risiko für das gesamte System, reduziert die Transaktionskosten dramatisch und ermöglicht eine crowdbasierte Finanzierungswirtschaft. Der zu Grunde liegende Treiber ist auch hier die Digitalisierung resp. die stark erhöhten Rechenleistungen bei gleichzeitig stetig sinkenden Kosten. Ich denke es gibt bereits erste, zaghafte Anfänge in diese Entwicklung. Ich rechne damit, dass wir in 30 Jahren Banking wie wir es heute kennen nicht mehr sehen werden. Ganz einfach weil es nicht mehr notwendig sein wird. Ein Artikel zum Thema Banking habe ich hier geschrieben. […]

Number 26 hat mir auf Anhieb dermaßen gut gefallen, dass ich bis heute verfluche, corporate dennoch bei der örtlichen Sparkasse geblieben zu sein.
Das „Reporting“ bei N26 ist Spitzenklasse. Schlank, auf den Punkt, sämtliche Ausgaben werden nahezu fehlerfrei kategorisiert etc.

Kudos by the way für deine Artikel zum Thema Digital Transformation – das Gesundheitswesen braucht mit Sicherheit noch ein Weilchen länger als die Finanzbranche ;-)

Bravo!
Ich frage mich nur, wie der Zeitrahmen dafür aussieht. Eine oder eher zwei Generationen? Denn meiner Auffassung nach versteht zwar „der normale Mensch (Bankkunde) von der Strasse“ den Punkt 1 sehr wohl – vergisst dies jedoch innert Minuten und ändert sein Verhalten nicht und Punkte 2 und 3 versteht er nicht. Aber es wird kommen.

Hallo Alain,

wie Recht Du doch hast. Allerdings Deine Meinung zu Punkt 2 nicht ganz. Trotz Negativzinsen trauen sich viele Banken nicht mehr Hypotheken an „kleine Leute“ zu geben oder Unternehmen die weniger als 3 Jahre alt sind, mit einem Kredit zu unterstützen.

Obwohl dass eigentlich ein Mitgrund für die Einführung von Negativzinsen war, horten diese Bank ihre Geldmassen lieber weiter und geben der Nationalbank zähneknirschend ihr Scherflein ab, statt das Geld in den Umlauf zu bringen…

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