Kategorien
Digital Transformation

Ausblick: Diesen Branchen geht es in den nächsten 24 Monaten an den Kragen

Zu den Fragen, die mir am meisten gestellt werden, zählen zweifellos jene, welche sich um zukünftige Disruptionen von Branchen drehen. Die Umbrüche in der Musik- und Filmbranche,  in der Mobiltelefonie, im Modehandel und im Moment im Automobilbereich sind gleichermaßen interessant und tragisch. Und es geht beschleunigt weiter.

(Lesedauer 5 Minuten)

Tragisch

Tragisch sind diese Umbrüche, weil sich die etablierten Player in aller Regelmäßigkeit gleich verhalten:

Zuerst wird geschlafen, dann negiert, später akzeptiert und panisch euphorisiert und am Schluss sind alle anderen Schuld.

Natürlich ist das ein wenig überspitzt, aber so falsch ist es dann auch wieder nicht. Man konnte als Fashion-Retailer schon sehr früh nur schon aus den demografischen Daten sehen, wo die Reise im Modehandel hingehen wird. Ich erinnere mich an ein Referat von Kai Hudetz vor einigen Jahren, in welchem er die Bereitschaft für Onlinekauf von verschiedenen Altersgruppen einfach auf der Zeitachse in die Zukunft verschob.

Ausblick: Diesen Branchen geht es in den nächsten 24 Monaten an den Kragen

Es sind diese simplen Dreisatz-Milchmädchen-Rechnungen die klar zeigten, was bevorstand und noch kommt. Dazu brauchen Sie keine Digital Readiness/Awareness-Studien. Im Gegenteil. Vielleicht hindern den durchschnittlichen Manager gerade diese Flut von Studien daran, den gesunden Menschenverstand auf Daten anzuwenden, die überall frei verfügbar sind.

Interessant

Interessant ist das Ganze aus denselben Gründen, warum es auch tragisch ist. Man kann mittlerweile relativ einfach gewisse Vorhersagen bezüglich der Disruption von bestimmten Branchen machen. Schwierig ist jeweils, das in verlässliche Zeitfenster zu packen. Wer hätte z. Bsp. vor 3 Jahren ernsthaft gedacht, dass Elektromobilität Ende 2016 branchenweit als De-Fakto-Zukunftsstandard gehandelt wird?

Branchen

Schauen wir uns einzelne Branchen an, stechen verschiedene hervor die ganz offensichtlich in der nächsten Zeit neue Modelle erfahren werden. Folgende sind für mich reife Kandidaten:

Retail und Online-Pure-Player

Diese Kombination sieht auf den ersten Blick ein wenig komisch aus, ich gebe es zu. Wer hier öfter liest, weiß, dass ich nichts vom Online- vs. Offlinekunde halte. Wir alle kaufen immer wieder auf verschiedene Weisen und werden dies auch weiterhin tun.

Es gewinnt in Zukunft jener Player, der Online- und Offline die beste Customer Experience bringen kann. Ich glaube die Pure-Player haben es recht weit gebracht, im traditionellen Retail verharren wir in Sachen Customer Experience aber seit Jahrzehnten. Es gibt keine neuen Konzepte. Es ist vieles noch genau gleich mühsam wie in den 80er Jahren. Ich glaube ein neuer Player der Online beherrscht und stationär neue Konzepte umsetzt und damit das Einkaufen auf der ganzen Linie fundamental verbessert, ja dem gehört im Handel die Welt. Und nein, im Kleiderladen noch Espresso zu servieren, ist keine fundamentale Verbesserung.

Im Moment spricht vieles dafür, dass Amazon das sein wird. Aber auch ein neuer Player hat, wenn mit ordentlich Spielgeld ausgestattet, gute Chancen.

Gesundheitswesen

Wer schon einmal länger in einem Spital war, wird es bemerkt haben: Man ist fundamental schlecht organisiert und ineffizient. Vergleichen Sie den Spitalbetrieb mit jener einer Fabrik: Es ist als würde man z. Bsp. Schrauben von Hand herstellen. Und bevor mich jetzt ein Dutzend Leute anschreiben und mir weismachen wollen, dass der Mensch eben keine Schraube ist. Nein. Genau den persönlichen Kontakt meine ich nicht, wenn ich denke, es sollte besser organisiert werden. Sondern alles andere. Ich kenne keine andere Branche, die so in Analogien gefangen ist wie die Gesundheitsbranche.

Der Betrieb ist unglaublich ineffizient und kostet uns, auch darum, sehr viel. Der Kostendruck wird in Zukunft immens werden, ganz einfach, weil sich die Bevölkerung eine solche Medizin nicht leisten kann.

Das schafft ein Umfeld, in welchem Startups ihre Nische finden können. Die Schweiz ist für eine neuartige, private Spitalkette geradezu perfekt prädestiniert. Auch hier gehört ordentlich Kapitaleinsatz dazu. Das Potential ist jedoch gewaltig.

Versicherungen

Ich glaube, dass wir im Versicherungswesen in den nächsten 24 Monaten Umwälzungen sehen werden. Zum einen ist der klassische Versicherungsvertrieb praktisch am Ende, was ja bereits angegangen wird. Zum anderen verändert sich die Datenlage, auf welcher die Versicherungen Ihre Kalkulationen basierten in Zukunft rasant. Wir werden schlicht viel mehr Daten haben. Als Versicherer gewinnt in Zukunft, wer „Targeted“ Versicherungen anbieten kann. Wer also nahe an den Daten ist und diese möglichst personalisiert halten kann, bietet Produkte an, die mit konventionellen Berechnungen nicht zu schlagen sind.

Artikel auf Social Media teilen:

5 Antworten auf „Ausblick: Diesen Branchen geht es in den nächsten 24 Monaten an den Kragen“

Sie gehen leider nicht auf Details ein sondern verharren in Behauptungen. Was zum Beispiel stört Ihrer Ansicht nach die Kunden am heutigen stationären Handel? Was genau läuft in den Krankenhäusern ineffizient. Die Versicherer arbeiten doch schon heute mit den aktuellen Möglichkeiten der Datenerhebung. Inwiefern erlebt diese Branche also einen Umbruch der ihr „an den Kragen“ geht, wie Sie in Ihrer Schlagzeile behaupten?

Großartiger Artikel – Du hast meiner Auffassung nach die Bankenbranche vergessen! Stichwort: Blockchain-Technologie.
Die nicht löschbaren Transaktionen bzw. Informationsveränderungen auf Basis einer Blockchain sind vor allem dann für die Nutzer interessant, wenn Transaktionskosten und –laufzeiten hierdurch verringert werden können. Es existieren u.a.schon Projekte, die den Versuch unternehmen die Wertpapierabwicklung, das Grundbuch und private Girokonten auf Basis einer Blockchain darzustellen.

Den Wenigsten bekannt, aber von besonderem Interesse ist dabei, dass die größte virtuelle Währung Bitcoin bereits über eine Marktkapitalisierung von mehr als Euro 10 Mrd. verfügt und 1 Bitcoin derzeit einen Gegenwert von rund 700 Euro aufweist.

Aktuell gibt es zwar noch keine konkreten Anwendungen in der Finanzbranche, die über das experimentelle Stadium hinausgehen. Dass aber diese Technologie das Potential für tiefgreifende Veränderungen in diversen Bereichen des wirtschaftlichen Lebens – nicht nur in der Finanzbranche – hat, ist wohl unstrittig.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.